Landschaft in Finnland    
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Hundeschlittensafari in Lappland/Finnland

- nördlich des Polarkreises

von Christel und Dieter Quast 2000


Wenn der passionierte Skifahrer sich diesem Sport nicht hingeben kann, weil er den im letzten Winterurlaub erlittenen Beinbruch noch schonen muss, sucht er nach einer alternativen Wintersportart.

Und dabei stießen wir auf den Hundeschlittensport im finnischen Lappland, nördlich des Polarkreises.

Mit der FINNAIR fliegen wir von Hamburg via Helsinki nach Kittilä, einem kleinen Flughafen im tiefverschneiten Lappland. Der Flieger ist auf der schneeglatten Start- und Landepiste ebenso sicher, wie unser Bus auf dem festgefahrenen Schnee der Landstraße. Er bringt uns zum 70 km nördlich gelegenen Country Hotel Harriniva bei Monio. Hier dominiert der Baustoff Holz und vermittelt Hüttenatmosphäre. Die Temperaturen liegen um -15°C und sind für diese Verhältnisse mild. Über 1 m beträgt die Schneehöhe, trockener Pulverschnee, der sich nicht zum Schneeball verdichten läßt.


Wir werden klimagerecht eingekleidet, mit Thermo - Overall, Socken, Winter-stiefeln, Sturmhaube, Pelzmütze, Stulpenhandschuhen und Daunen-schlafsack incl. Innenschlafsack. Zum Hotel gehört ein "Kennel" (Hundezwinger) mit 60 Schlittenhunden, den Sibirian - Huskies. Seit Jahrtausenden ist der Baustil der hellen Eschenholz-schlitten unverändert. Der "Musher" (Hundeschlittenführer) steht breitbeinig auf den schmalen hinteren Kufenenden; zwischen den Füßen der wichtigste Teil der Schlitten - die Fußbremse, ein federnd aufgehangenes Querblech, das mit dem Fuß in den Schnee gedrückt wird. Auf dem Schlitten befindet sich ein mit einer Plane dicht umschlossener Stauraum für das persönliche Gepäck.


Wir sind 6 Touristen und ein ortskundiger Führer mit Namen "Esa". Jeder führt eigenhändig sein Hundegespann, bestehend aus 5 Hunden. Nur der Führungsschlitten wird von 8 Hunden gezogen.

Wir erhalten Schlitten und Hunde zugeteilt, lernen die Namen der Hunde, sie einzuschirren, die Kommandos und den Schlitten selbst über den Trail zu lenken. Noch ein kurzes gegenseitiges Beschnup-pern mit den kältefesten Wollknäueln und eine besondere Zuwendung zum Leithund, dem wichtigsten im Rudel.



























Dann beginnt die Safari mit 7 Schlitten und 38 Hunden, zunächst auf einer geraden, ebenen Strecke über die Vorländer entlang dem zugefrorenen Wildwasserfluss Muonionjoki, dem Grenzfluss zu Schweden.

Noch stehen wir ein wenig wackelig auf den Kufen und versuchen die Balance zu halten. Wir fahren durch die menschenleere finnische Tundra mit lichtem Birken - und Kiefernbestand an der bei 500 m NN liegenden Waldgrenze.

Aus trockener Birkenrinde und Kiefernästen ist auf dem Schnee schnell ein Feuer bereitet, um Rentier-fleischsuppe, Tee und Kaffee zu erwärmen. In der eisklaren Luft dampft die Suppe während der Mittagsrast in unserem Blechnapf. Wir fahren in den Pallas-Ounas-Nationalpark hinein. Das Slalomfahren mit den langen 5er - Gespannen auf den engen, kurvigen Waldpisten bereitet Schwierigkeiten und gar zu leicht ist in der Kurve der Schlitten gegen einen Baum gesetzt oder umgeworfen. Im weichen Tiefschnee finden weder Fuß noch Hand festen Grund und es macht große Mühe, wieder aufzustehen. Doch wehe man lässt den Schlitten los, sofort sind die Hunde mit dem Schlitten davon und müssen wieder eingefangen werden. Nach 50 km erreichen wir kurz vor Dunkelwerden unsere 1. Hütte "Am Otterbach" eine landestypische Blockhütte - natürlich mit Sauna.


Und nun beginnt richtige Arbeit: Hunde abschirren und an die Festleine legen, Feuer anmachen in der Sauna und im Wohn - Schlafraum, Feuerholz aus dem Holzschuppen heranholen, Wasser aus einem Eisloch schöpfen, herantragen und im Kessel erwärmen, Gefrierfleisch für die Hunde mit dem Beil zerkleinern und im Kessel erwärmen und warme Suppe für die Hunde austragen und warmes Fleischgericht an die Hunde verteilen.

Für uns gab es nur einen kleinen Imbiss zwischendurch. Erst nach diesem Programm und nebenbei hat Esa das Abendessen (Fischsuppe mit Lachs und Rentiergeschnetzeltes) bereitet. Während das Holzfeuer im Kamin wummert, lassen sich die Hunde zusammengekauert draußen im Schnee zuwehen. Der Vollmond steht als helle Porzellanscheibe am Himmel und wir kriechen hundekaputt in unsere molligen Schlafsäcke.


Am nächsten Morgen sind wiederum die Hunde zu versorgen: Suppe kochen und austragen, Hundekot einsammeln und Hunde anschirren und ein paar starke Streicheleinheiten verteilen.

Sobald die Hunde eingeschirrt und die Schlitten losgebunden sind, heulen die Hunde und reißen ungeduldig an den Leinen. Sie wollen laufen, denn das Schlittenziehen liegt ihnen seit Jahrtausenden im Blut.


Wir preschen durch die kristallklare Tundra. Die Schlitten zischen über den superreinen Schnee. Wir lauschen dem heißen Atem, dem Hecheln der Hunde. Unermesslich weit erscheinen uns die zugefrorenen und überschneiten Seen, über die wir lautlos hinweggleiten. Eine traumhafte Winterlandschaft in der Urnatur umgibt uns, wie wir sie nur aus Kindheitsträumen kennen. 30 bis 60 km betragen unsere Tagesleistungen. Jeden Abend in einer anderen romantischen Blockhütte und immer mit Sauna, da vergeht eine Woche wie im Fluge.




Unsere Hunde haben wir liebgewonnen und nehmen mit ein wenig Wehmut Abschied von ihnen.

Während wir wieder nach Hause fliegen, träumen wir von hechelnden Hunden, verschneiten Wäldern und rauchenden Lagerfeuern - von einem Abenteuer - Urlaub der Extraklasse.