Dolomiten    
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Dolomiten - Klettern am Delagoturm 2790 m

von Werner Müller 1992



Erste Septemberwoche 1991: Friedmar, Hans und ich sind erstmals zum Klettern unterwegs in den Dolomiten. Zwischendurch Übernachtung im Naturfreundehaus in Paffenhofen. Am nächsten Morgen nach dem Test der hauseigenen Kletterwand Weiterfahrt über Innsbruck und den Brennerpaß, hinab ins Eisacktal und durch das Grödner Tal hinauf zum Grödner Joch.

In einer unbewirtschaf-teten Hütte in der Nähe des Jochs finden wir Unterkunft. Die umlie-genden Berge faszinie-ren uns sehr, vor allem der Longkofel. Unser erster Gipfel soll der Piz Boe 3150 m sein, im unteren Teil über den Pisciadu - Klettersteig. Bei Sonnenschein und angenehmen Temperaturen steigen wir ein.

Vor uns eine Gruppe junger Leute, die sich an den Sicherungsseilen hinaufhangeln. Das Wetter verschlechtert sich zusehends, an der Pisciadu - Hütte sind wir schon in den Wolken. Der Weiterweg im Nebel ist zwischendurch schwierig zu finden. Auf dem Gipfel (3150 m), unserem ersten Dreitausender der Alpen, kaum Sicht.

Während des Abstieges zieht sich ein Gewitter zusammen. Bevor wir unsere Hütte erreichen, beginnt es zu regnen und sich abzukühlen. Am nächsten Morgen ziehen wir um in eine kleine Hütte unterhalb des Sellajochs. Es ist so kalt geworden, dass die Pfützen vor der Hütte gefroren sind. Wegen der Kälte lassen wir die nächsten Touren auf den Langkofel, den Daumen und die Grohmannspitze ausfallen und gehen wandern. Gegen Ende der Woche ist es wärmer geworden, so dass wir uns entschließen, in den Rosengarten zu fahren. Unterkunft findet sich in der Gardeccia - Hütte. Am nächsten Morgen gehen wir hinauf zum Gartl, vorbei an der Preuß - und an der Vajolet - Hütte. Unser Ziel ist "Die Kante", die Südwestkante am Delagoturm, 2790 m.

Die Temperaturen sind leider niedriger als erwartet, auch scheint nicht immer die Sonne. Deshalb ziehen wir uns warm an, wohl wissend, dass hier bei der Kletterei die "Betriebstemperatur" erreicht werden wird. Ich schneide meine Fäustlinge vorn auf, damit die Fingerspitzen frei sind, die Hand aber geschützt. Wir nehmen 2 Halbseile für mich zur Sicherung und dadurch hat jeder Nachsteiger sein eigenes Seil. Vom Fuß der Kante geht es zunächst leicht nach rechts aufwärts zu einem gut sichtbaren Haken. Danach folgt eine heikle Passage mit aufsteigender Que-rung nach links an die Kante. Die Kante ist teilweise recht glatt, feingriffig und äußerst ausgesetzt. Eine wahre Genusskletterei, 130 m lang, Schwierigkeitsgrad IV.

Zum Nachholen sind ausgezeichnete Absätze vorhanden. Haken und Kletterhammer hätten wir unten lassen können. Haken sind in vernünftigen Abständen vorhanden und außerdem gibt es einige gute Möglichkeiten zum Schlingen legen. Kalt ist es auf dem Gipfel.

Uns gegenüber der Santnerpaß und die Rosengartenspitze, höchster Gipfel des Rosengarten - Hauptkammes.

Der Abstieg erfolgt durch Abseilen entlang einer Hakenreihe gegen den nebenan stehenden Stabelerturm, in dessen Westwand noch Neuschnee von den Niederschlägen der letzten Tage liegt. Und auf dem Gartlsee ist schon Eis, von dem das Licht ganz eigenartig reflektiert wird.